Tarifrunde Textil- und Bekleidungsindustrie
Warnstreiks beginnen

Arbeitgeber legen den Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie in der 2. Verhandlung ein nicht akzeptables Angebot vor. Bayerns IG Metall-Tarifsekretär Michael Pfeiffer: „Damit zwingen sie uns auf die Straße.“

28. Februar 202328. 2. 2023


Die IG Metall ruft die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie zu Warnstreiks auf. In der 2. Tarifverhandlung in Ingolstadt legten die Arbeitgeber ein nicht akzeptables Angebot vor. „Damit zwingen sie uns auf die Straße“, sagt Michael Pfeffer, zuständiger Tarifsekretär in Bayern und Mitglied der Verhandlungskommission. „Die Arbeitgeber haben die Chance versäumt, innerhalb der Friedenspflicht einer Lösung näherzukommen. Jetzt werden wir mit ersten Warnstreiks den Druck erhöhen mit dem Ziel, in der nächsten Verhandlung ein vernünftiges Angebot auf den Tisch zu bekommen.“

In Bayern beginnen die Warnstreiks bereits in der Nacht zum morgigen Mittwoch, 1. März 2023. Beim Automobilzulieferer Forvia – Faurecia Autositze GmbH in Neuburg streikt die Nachtschicht ab 1.30 Uhr. Auch die Beschäftigten in der Früh- und Spätschicht legen ihre Arbeit nieder. Im Laufe der Woche folgen Warnstreiks bei DBI in Schongau und Mann + Hummel in Himmelkron. Bereits bei der verhandlungsbegleitenden Aktion bei der heutigen 2. Tarifverhandlung in Ingolstadt haben die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie gezeigt, wie ernst sie es mit ihren Forderungen meinen. Rund 400 Beschäftigte beteiligten sich an Demo und Kundgebung lautstark.

400 Beschäftigte demonstrieren lautstark in Ingolstadt

Die IG Metall fordert für die rund 100.000 Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie 8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr für eine Laufzeit von 12 Monaten. Außerdem soll die Altersteilzeit zu verbesserten Konditionen fortgesetzt werden. Die Arbeitgeber wiesen die Forderung als völlig überzogen zurück. Sie bieten neben einer Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 1500 Euro nur eine minimale Erhöhung der Tabellen um 3,25 Prozent ab November 2023 und 2,25 Prozent ab Oktober 2024 für eine Laufzeit von 27 Monaten an. Die Altersteilzeit wollen sie gleich ganz streichen. Die IG Metall-Tarifkommission hat dieses Angebot abgelehnt.

Miriam Bürger, Verhandlungsführerin der IG Metall: „Die Arbeitgeber wollen Beschäftigte, die bis zum Umfallen schuften für einen Lohn von dem kein Leben möglich ist.“ 8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro sei angemessen, betont sie. „Genauso unsere Forderung nach einer Fortsetzung der Altersteilzeit zu verbesserten Konditionen. Die Unternehmen können und müssen sich das leisten.“

Arbeitgeber lassen jegliche Wertschätzung missen

„Die Arbeitgeber lassen jegliche Wertschätzung gegenüber ihren Beschäftigten missen“, bedauert auch Bayerns zuständiger Tarifsekretär Pfeiffer. „Es sind die Beschäftigten, die am stärksten unter den gestiegenen Preisen leiden. Denn anders als die Betriebe können sie diese nicht weitergeben.“ Emma Wehrfritz, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Mann + Hummel, ergänzt: „Wir benötigen eine signifikante Erhöhung der Entgelte. Wir sind es wert. Und ohne mehr Wertschätzung für ihre Beschäftigten werden die Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte keinen Erfolg haben.“ 

Die nächste Verhandlung in der Textil- und Bekleidungsindustrie findet am 15. März 2023 in Kaarst bei Düsseldorf statt.