Frauenarbeit in der IG Metall
Mission Gleichberechtigung

In ganz Bayern engagieren sich Kolleginnen permanent und konsequent für Gleichstellung – in den Betrieben, in den Geschäftsstellen und auf Bezirksebene. Denn bei der IG Metall Bayern stehen Frauen nicht nur am Weltfrauentag am 8. März im Fokus.

8. März 20258. 3. 2025


Gerade einmal zu zehnt waren sie damals, als sie das Frauennetzwerk bei BMW am Standort München gegründet haben. Mit dabei: Elisabeth Altmann-Rackl, seit 2014 Betriebsrätin und seit 2020 stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Viel Freizeit ging dafür drauf. Aber es hat sich gelohnt: »Heute gehören 2400 Frauen dem Netzwerk an«, erzählt Altmann-Rackl, Mitglied auch im Ortsvorstand der IG Metall München. Die Aktivitäten reichen von Veranstaltungen, Mentoring-Programmen über private Abende zum Austausch bis hin zu einem Newsletter mit Informationen zu aktuellen Themen, Studien oder Büchern. Vor allem aber geht es Altmann-Rackl auch darum, nah dran zu sein an den Bedürfnissen und Problemen der Beschäftigten. Um entsprechend reagieren zu können.

Chefin sein geht auch in Teilzeit

Ein Resultat: Seit 2020 gibt es bei BMW München eine Betriebsvereinbarung, die unter dem Begriff »Joint Leadership« Tandems für Führungs-kräfte fördert. Dafür war der BMW-Betriebs-rat sogar für den Betriebsräte-Preis der Hans Böckler Stiftung nominiert. »Bei Veranstaltungen zum Thema Diversity gab es immer wieder Klagen über Karriere-Nachteile von Teilzeit«, berichtet Altmann-Rackl. »Und meist sind es ja immer noch Frauen, die sich aus familiären Gründen für Teilzeit entscheiden.« Das Ziel der Vereinbarung: Bis 2025 sollte es 50 Tandems geben, bei dem sich Teilzeitkräfte eine »Chefinnen«-Stelle teilen. Dieses Ziel ist übererfüllt. Heute gibt es bei BMW München 93 solcher Tandems. Und bemerkenswert: Es sind 50 Teilzeit-Männer mit dabei. »Wir haben damit auch einen Kulturwandel ausgelöst«, freut sich Altmann-Rackl.

Faire Bezahlung dank Tarifvertrag

Von einem Kulturwandel berichtet auch Joanna Schuller, Betriebsrätin bei Bosch Bamberg und in der IG Metall Bamberg im Ortsvorstand und Frauenteam aktiv. Als sie 2013 mit der aktiven Frauenarbeit anfing, war der Vertrauenskörperleiter-Ausschuss bei der IG Metall Bamberg noch rein männlich. Heute sind dort sieben Frauen aktiv. »Es ist wichtig, einen Blick auf Themen wie Entgeltgleichheit und Teilzeitfalle zu haben«, sagt Schuller.

Beschäftigte in Betrieben mit Tarifver-trag sind hier klar im Vorteil. Denn dann gilt der Grundsatz »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit«. Dass er eingehalten wird, überwachen Betriebsräte beim Einstellungs- und Eingruppierungsprozess. 2023 bekam BMW als erstes Unter-nehmen in Deutschland die höchste Zertifizierung des Fair Pay Innovation Lab, einer weltweit anerkannten Gesellschaft mit Zielsetzung Lohngerechtigkeit. »Ohne Tarifvertrag hätten wir das nicht erreicht«, betont Altmann-Rackl.

Vom Allgäu über Nürnberg bis Aschaffenburg: In ganz Bayern engagieren sich Metallerinnen und Metaller konsequent für Gleichstellung. Von der Elternzeitberatung im Betrieb zum Thema Mental Load (Schweinfurt) über »Hochstuhlgruppen« (Rosenheim), Plakataktionen zur Sensibilisierung für das Thema sexuelle Belästigung (Nürnberg) bis zu Aktionen in Tarifrunden – Frauenarbeit in der IG Metall Bayern ist bunt und vielfältig.

Besonders sichtbar wird das rund um den 8. März, dem Weltfrauentag. Mit Aktionen in Betrieben und Fußgängerzonen soll das Bewusstsein für die noch immer bestehenden Ungleichheiten geschärft werden. Viele Ortsfrauenausschüsse und Frauenteams der Geschäftsstellen werden richtig kreativ. Das Frauenteam der Geschäftsstelle Weilheim etwa lädt am 8. März zu einem ganz besonderen Frauentag in Peißenberg. Geboten sind neben Fachworkshops unter anderem ein Selbstverteidigungs-Workshop, und ein Auftritt der Liedermacherin »Die Kühnemann.«

Humorvoll verpackte Inhalte

Das Bamberger Frauenteam lädt traditionell zum Kabarettabend, das Stück schreiben sie selbst. »Gala«ist am 14. März im Kulturboden Hallstadt zu sehen. »Wir verpacken Botschaften auf fränkisch flapsige Art«, erzählt Schuller. Auch die »Tarifhäppla« auf den Social-Media-Kanälen des Bamberger Ortsfrauenausschusses zeugen von großem Ideenreichtum. In kleinen Sketchen wurden da zum Beispiel im Advent 2024 die 24 Paragrafen des Manteltarifvertrags erkärt. Denn das ist Schuller wichtig. »Auch wenn wir vieles mit Humor angehen, wir sind nicht der Spaß- und Kuchenbackaus-schuss. Bei uns stehen gewerkschafts-politische Themen im Mittelpunkt.«

Im Fokus: Gleichstellungsbericht

Aktuell im Fokus nicht nur bei den Frauen im Bamberg, sondern auch im Bezirksfrauenausschuss: der Gleichstellungsbericht. Ein Instrument, um mögliche Benachteiligungen zu ermitteln und abzu-schaffen. »Für die Kolleginnen haben wir dazu schon Schulungen durchgeführt«, erklärt die zuständige Bezirkssekretärin Monika Röckl. Das Ziel: Verbündete finden für mehr Betriebe mit Gleichstellungsbericht.

Bei BMW München gibt es ihn bereits. Der Betriebsrat erhält jährlich einen Diversity-Bericht, der neben dem Geschlecht auch Kriterien wie Alter, Nationalität, Handicaps und sexuelle Orientierung umfasst. Altmann-Rackl betont: »Diversity Management im Unternehmen ist mehr als nur nice to have.« Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage und Entwicklungen in den USA seit Trumps Amtsantritt macht sie sich  Sorgen, dass das Thema in den Hintergrund rücken könnte. »Das wäre ein echter Rückschritt.«