5. November 2024
Stellenabbau
IG Metall akzeptiert Schaefflers Abbaupläne nicht
Bezirksleiter Ott: „Wir pochen auf Einhaltung der Zukunftsvereinbarung.“ Vier Wochen nach Fusion „fatales Signal an die Beschäftigten.“ Konzernbetriebsrat ist verärgert und sorgt sich um technologische Entwicklung.

Die IG Metall wird die heute von Schaeffler veröffentlichten Stellenabbaupläne nicht akzeptieren. „In unserer Zukunftsvereinbarung mit Schaeffler haben der Erhalt der deutschen Standorte und die Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen einen zentralen Stellenwert. Wir pochen darauf, dass diese Zukunftsvereinbarung eingehalten und gelebt wird“, sagt der bayerische IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott. „Ich fordere das Unternehmen auf, mit der Arbeitnehmerseite Gespräche über Alternativen zum Stellenabbau aufzunehmen.“

Der heute angekündigte Abbau von 4700 Arbeitsplätzen in Europa, davon über 2800 in Deutschland, betrifft sowohl den Automobilbereich als auch das Geschäft als Industriezulieferer, in dem Schaeffler in Bereichen wie Windenergie, Rohstoffindustrie und Industrieautomation tätig ist.

Thomas Höhn, Unternehmensbeauftragter der IG Metall für Schaeffler und 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, kommentiert: „Dieser Schritt ist ein fatales Signal an die gerade erst neu übernommenen Beschäftigten. Erst vor vier Wochen feierte die Schaeffler-Gruppe die Fusion mit Vitesco unter dem Motto ‚Stronger Together‘. Jetzt erhalten tausende Beschäftigte die Nachricht, dass sie nicht mehr Teil dieser Gemeinschaft sein sollen.“

Auch der Konzernbetriebsratsvorsitzende Uli Schöpplein kritisiert die Ankündigung scharf: „Wir sind von dieser Nachricht verärgert, da zurzeit noch Maßnahmen wie Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkungen mit Entgelteinbußen laufen, um die Situation zu entschärfen.“ Die Abbaupläne in der Automobildivision setzten ein fatales Zeichen. Zwar bekenne sich Schaeffler noch immer klar zur E-Mobilität, streiche aber vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung. „Diese Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar und gefährdet die technologische Entwicklung bundesweit“, so Schöpplein.

Wie Schöpplein betont auch Höhn, dass die Beschäftigten bereits große Beiträge leisten, um die Lage bei Schaeffler zu stabilisieren: „Gerade im Industriebereich sehen auch wir Probleme. Gerade hier haben wir gemeinsam in den letzten Monaten mit flächendeckender Arbeitszeitverkürzung und Kurzarbeit Brücken gebaut. Diese Brücken waren mit deutlichen Lohneinbußen verbunden. Mit dieser Ankündigung erklärt die Schaeffler-Geschäftsleitung den Beschäftigten, dass diese Brücken in einen massiven Stellenabbau am Standort Schweinfurt münden sollen.“

Mit seiner Ankündigung reiht sich Schaeffler in eine wachsende Liste von Industriekonzernen mit umfangreichen Abbauprogrammen ein. Betroffen sind zehn Schaeffler-Standorte in Deutschland: Berlin, Hameln, Herzogenaurach, Homburg, Karben, Nürnberg, Regensburg, Schwalbach, Schweinfurt und Steinhagen. Die Standorte Hameln und Steinhagen sind sogar insgesamt in Frage gestellt.


Link zum Artikel