Autozulieferindustrie
IG Metall-Aktionstag gegen drohenden Verlust von 2000 Arbeitsplätzen am Untermain

Beschäftigte von Magna Mirrors und weiteren Betrieben demonstrieren am 26. Mai für ihre Zukunft – Regionale Strukturkrise droht – Bezirksleiter Ott: „Ähnliche Verlagerungstendenzen in ganz Bayern“

24. Mai 202324. 5. 2023


Anlässlich von 2000 akut gefährdeten Arbeitsplätzen in der Autozulieferindustrie am bayerischen Untermain ruft die IG Metall Aschaffenburg die Beschäftigten mehrerer betroffener Betriebe am Freitag, 26. Mai 2023, zu einem Aktionstag auf. Unter dem Motto „Zukunftsregion Aschaffenburg – Perspektive Automobilzulieferindustrie“ versammeln sich die Beschäftigten von Magna Mirrors in Dorfprozelten bereits ab 10 Uhr zu einer Protestaktion vor dem Werkstor. Das Management hatte im März angekündigt, den Standort mit fast 500 Beschäftigten bis Mitte 2025 komplett zu schließen. Der Betriebsrat und die Beschäftigten leisten dagegen gemeinsam mit der IG Metall Widerstand.

Auch bei weiteren Zulieferbetrieben drohen erhebliche Arbeitsplatzverluste durch Verlagerungen in Billiglohnländer. Deshalb demonstrieren auch die Beschäftigten von Joyson Safety Systems und Recall Services Europe (Aschaffenburg, 1100 Beschäftigte), ZF Automotive Safety (Aschaffenburg, 230 Beschäftigte) und der Waldaschaff-Gruppe (Waldaschaff und Esselbach, 1000 Beschäftigte) am 26. Mai um 12 Uhr jeweils vor den Werkstoren für die Zukunft ihrer Arbeitsplätze.

Percy Scheidler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Aschaffenburg, sagt: „Alle diese Betriebe produzieren Zukunftstechnologien, die auch jenseits des Verbrenners gebraucht werden: Lenkräder, Airbags, Spiegelsysteme, Crashmanagementsysteme und Batteriekästen. Trotzdem planen diese Unternehmen zur Gewinnmaximierung massive Verlagerungen an Billigstandorte. Damit stehen aktuell von den 6000 Arbeitsplätzen in der Autozulieferindustrie in der Region 2000 Arbeitsplätze auf der Kippe. Das Ergebnis wären eine Deindustrialisierung und eine Strukturkrise mit weitreichenden Folgen für die gesamte Region.“

Die regionale Politik ist bereits alarmiert. Am Vortag des Aktionstages, Donnerstag 25. Mai, veranstalten die Landräte Scherf und Legler sowie der Aschaffenburger Oberbürgermeister Herzing in Großwallstadt einen „Runden Tisch zur Arbeitsplatzsicherung in der Automobilzulieferindustrie“ mit Arbeitgebern, Betriebsräten und Gewerkschaftern.

Auch der bayerische IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott wird an diesem Runden Tisch teilnehmen. Ott erläutert: „Wir registrieren überall in Bayern ähnliche Verlagerungstendenzen bei Zukunftstechnologien, wie wir sie schon jetzt zugespitzt am bayerischen Untermain sehen. Einerseits haben die Unternehmen die Pflicht, ihre Verantwortung für Standorte und Arbeitsplätze wahrzunehmen, nachdem sie sich jahrelang von Steuergeldern durch die Corona-Krise haben helfen lassen. Andererseits rufe ich die Politik auf, gute Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Industrieproduktion in Bayern zu setzen.“

Laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall Bayern in ihren Branchen besteht in 34 Prozent der Betriebe ein aktuelles Risiko für Verlagerungen ins Ausland.

Protestaktionen am 26. Mai im Überblick:

  • Magna Mirrors, 10 Uhr, Dorfprozelten, Industriestraße 10-16
  • Joyson Safety Systems und Recall Services Europe, 12 Uhr, Aschaffenburg, Bahnweg 1, vor dem Drehkreuz
  • ZF Automotive Safety, 12 Uhr, Aschaffenburg, Spessartstraße 60, Besucherparkplatz
  • Waldaschaff Automotive, 12 Uhr, Waldaschaff, Fabrikstraße 6, vor dem Werkstor
  • Waldaschaff Automotive, 12 Uhr, Esselbach, Am Bärnroth 2, vor dem Werkstor