Auch in der zweiten Tarifverhandlung für die rund 855.000 Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat der Arbeitgeberverband vbm kein Angebot vorgelegt. IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Johann Horn kommentiert: „Das ist enttäuschend. Unsere Forderung nach 8 Prozent mehr Geld liegt jetzt seit Ende Juni auf dem Tisch. Nach mehr als drei Monaten sind die Arbeitgeber immer noch nicht in der Lage, konstruktiv darauf einzugehen. Angesichts der immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten dürfen die Arbeitgeber jetzt nicht auf Zeit zu spielen.“
Horn unterstreicht, dass die Nöte der Beschäftigten immer größer werden: „Wir haben mittlerweile die höchste Inflation seit 70 Jahren. Energie und Lebensmittel werden immer teurer. Immer mehr Menschen fragen sich ernsthaft, ob sie sich noch leisten können zu heizen und welches Essen sie noch kaufen können. Denn die Menschen können die gestiegenen Preise nicht weitergeben, anders als die meisten Betriebe der Metall- und Elektroindustrie.“ Die Erzeugerpreise der Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie sind bereits um mehr als zehn Prozent gestiegen, weitere Preissteigerungen sind geplant.
Rund 3.000 Beschäftigte haben bei einem Demonstrationszug und einer Kundgebung vor dem Verhandlungslokal in München lautstark deutlich gemacht, dass sie bereit sind, für die Durchsetzung ihrer Tarifforderung zu kämpfen. Horn: „Der Ärger in den Betrieben wächst spürbar. Zumal die Beschäftigten Tag für Tag bei der Arbeit sehen, wie viel zu tun ist und wie gut die Geschäfte laufen.“
Arbeitgeber greifen Tarifstandards an
Umso unverständlicher sind die Bestrebungen der Arbeitgeber, nun sogar Standards in den Tarifverträgen anzugreifen. Unter dem wolkigen Stichwort Variabilisierung haben sie in der heutigen Verhandlung eine erfolgsabhängige Auszahlung des Weihnachtsgeldes je nach Gewinnlage ins Spiel gebracht, worüber die Betriebsparteien entscheiden sollen. Außerdem drängen die Arbeitgeber auf eine automatische Differenzierung von einzelnen tariflichen Sonderzahlungen je nach Ertragslage.
Horn weist diese Ansinnen in aller Deutlichkeit zurück: „Das werden die IG Metall und die Beschäftigten nicht zulassen. Wenn es eine Schieflage innerhalb der Metall- und Elektroindustrie gibt mit Unternehmen, die immer größere Rekordgewinne einfahren, und anderen Unternehmen mit Problemen, dann können das doch nicht die Beschäftigten durch Verzicht auf Entgelterhöhungen und Weihnachtsgeld ausgleichen. Sondern dann ist es allerhöchste Zeit, dass die Unternehmerschaft untereinander ihre Verhältnisse bespricht.“
Horn erinnert daran, dass es bereits erprobte und erfolgreiche Mechanismen in den Tarifverträgen gibt, die es ermöglichen, Unternehmen in einer Schieflage zu stabilisieren und so Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten. Horn: „Gerade in Bayern haben wir als Tarifvertragsparteien bewiesen, dass wir damit verantwortungsvoll umgehen.“
Tarifabschluss nur mit kräftiger Entgelterhöhung
Horn stellt unmissverständlich klar: „Einen Tarifabschluss kann es nur mit einer kräftigen und dauerhaften prozentualen Entgelterhöhung geben. Die nachhaltige Stärkung der Kaufkraft ist auch das beste Mittel gegen eine Rezession.“
Der Entgelttarifvertrag läuft Ende September aus. Am 28. Oktober um 24 Uhr endet die Friedenspflicht. Die dritte Tarifverhandlung findet am 27. Oktober in Augsburg statt.
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