Tarifrunde Leiharbeit
„Wertschätzung sieht anders aus“

Verhandlungen vertagt: Arbeitgeber legen kein neues Angebot vor und lehnen Inflationsprämie ab. Beschäftigte aus Bayern demonstrieren in Berlin

15. Dezember 202215. 12. 2022


Die inzwischen zweite Verhandlungsrunde für einen neuen Tarifvertrag in der Leiharbeitsbranche ist gestern in Berlin nach wenigen Stunden ergebnislos vertagt worden. Die Arbeitgeber haben kein neues Angebot vorgelegt und auch Verhandlungen über eine Inflationsprämie abgelehnt. Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied und Verhandlungsführer für die DGB-Tarifgemeinschaft erklärt: „Das war für uns inakzeptabel, deshalb haben wir die Verhandlungen unterbrochen. Wertschätzung sieht anders aus. Gerade den Arbeitgebern der Leiharbeit sollte klar sein, dass sie ihre Beschäftigten keinesfalls als Lückenbüßer bei der Arbeit und schon gar nicht beim Lohn behandeln dürfen. Wir fordern weiterhin deutliche Verbesserungen in den Lohngruppen 3 bis 9 sowie einen Inflationsausgleich für alle Beschäftigten. Jetzt ist es an den Arbeitgebern, ein neues, weit verbessertes Angebot auf den Tisch zu legen.“

Größte Unterstützung aus Bayern

Zuvor hatten mehrere hundert Beschäftigte der Leiharbeitsbranche aus ganz Deutschland vor dem Verhandlungshotel für ordentliche Erhöhungen und einen Inflationsausgleich demonstriert. Die größte Unterstützung kam aus Bayern. Rund 120 Beschäftigte aus Betrieben in ganz Bayern reisten nach Berlin, um dort der Forderung nach einer fairen Bezahlung lautstark Nachdruck zu verleihen.

Die erste Verhandlungsrunde war am 24. November ohne Ergebnis vertagt worden. Die DGB-Tarifgemeinschaft fordert eine Erhöhung der Entgeltgruppen 3 bis 9 entsprechend einer bereits im Sommer vereinbarten Erhöhung der unteren drei Lohngruppen 1 bis 2b. Die Arbeitgeber hatten damals den Vorschlag der Gewerkschaften abgelehnt, alle Entgeltgruppen auf einen Schlag zu verhandeln. Nur deshalb wurden die zusätzlichen Verhandlungen notwendig.

Nächste Verhandlung im Januar

Die Leiharbeit ist die einzige Branche, in der alle acht Mitgliedsgewerkschaften als DGB-Tarifgemeinschaft Leiharbeit Tarifverhandlungen führen. Für die Arbeitgeberseite verhandeln der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.V. (BAP) sowie der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. (iGZ). Die Tarifverträge betreffen bundesweit rund 98 Prozent der über 800.000 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter in Deutschland.

Die nächste Verhandlungsrunde findet Mitte Januar statt.