Streik für Tarifvertrag
Bewegung bei Schabmüller: Dienstag wird verhandelt

IG Metall-Bevollmächtigter Irmischer: „Entschlossenheit der Belegschaft hat Arbeitgeber offenbar beeindruckt.“ – Streik läuft unbeirrt weiter.


Nach vierzehn Tagen zeigt der Streik der Belegschaft beim Elektromotorenhersteller Schabmüller im oberpfälzischen Berching greifbare Wirkung. Am morgigen Dienstag verhandeln die IG Metall und der Arbeitgeber über einen Tarifvertrag für die 500 Beschäftigten. Zuvor hatte Schabmüller in Reaktion auf den Streik Verhandlungsbereitschaft signalisiert und ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt.

„Die Entschlossenheit und der felsenfeste Zusammenhalt der gesamten Belegschaft haben den Arbeitgeber offenbar beeindruckt. Wir begrüßen, dass sich anscheinend die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass eine Lösung dieses Konflikts nur am Verhandlungstisch zu erreichen ist“, kommentiert Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg.

Olga Redda, Verhandlungsführerin und 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg, fügt hinzu: „Unser Ziel war immer, so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Deshalb haben wir immer wieder neue Terminvorschläge unterbreitet. Am Dienstag wird sich zeigen, ob der Arbeitgeber tatsächlich zu ernsthaften und lösungsorientierten Verhandlungen bereit ist.“

„Der Arbeitgeber muss sich auch bei der Arbeitszeit bewegen.“

In seinem Angebot greift der Arbeitgeber die Forderung der IG Metall auf, die Entgelte der Beschäftigten in einem Stufenplan an das Niveau des Flächentarifvertrags heranzuführen. Allerdings fehlt ein Angebot zum Thema Arbeitszeit. Die IG Metall fordert auch bei der Arbeitszeit eine Angleichung an den Flächentarif von derzeit 40 auf 35 Wochenstunden. „Der Arbeitgeber muss sich auch bei der Arbeitszeit bewegen. Ansonsten gibt es keinen Tarifvertrag und damit auch kein Ende des Streiks“, stellt Redda klar.

Der Streik läuft derweil unbeirrt weiter. Erst mit einem unterschriebenen Verhandlungsergebnis kommt eine Aussetzung des Streiks infrage. Danach müssten die IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller in einer weiteren Urabstimmung einem etwaigen Verhandlungsergebnis noch zustimmen.

In der vergangenen Woche hatten die Streikenden ihre Forderungen bei einer Kundgebung mit 400 Teilnehmern noch einmal untermauert. Am Tag der Arbeit haben sie dann einen Tarif-Maibaum vor der Firma aufgestellt und sind in einem Autokorso zur Mai-Kundgebung nach Neumarkt gefahren, wo sie viel Solidarität aus anderen Betrieben und von anderen Gewerkschaften erfahren haben. „Diese Aktionen haben die Belegschaft noch enger zusammengeschweißt. Die Beschäftigten werden so lange weiterstreiken, bis sie ihren Tarifvertrag haben. Das dürfte inzwischen jedem klar sein“, sagt Irmischer.

Hintergrund:
Vor rund 20 Jahren ist Schabmüller aus dem Arbeitgeberverband vbm ausgetreten und hat damit die Tarifbindung verlassen. Seitdem erhalten die Beschäftigten im Vergleich weniger Entgelt und müssen länger arbeiten. Der Entgeltabstand zum Flächentarifvertrag beträgt mittlerweile 22 Prozent. Nun fordert die IG Metall anhand eines Stufenplans die Rückkehr zum Flächentarif. Dafür haben im Frühjahr bereits vier Verhandlungen und vier Warnstreiks stattgefunden, zuletzt ein 24-stündiger Warnstreik. Danach haben bei einer Urabstimmung 97,62 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller für einen unbefristeten Streik gestimmt. Der Streik läuft seit dem 23. April, seitdem ist der Betrieb komplett lahmgelegt.

Bei Schabmüller in Berching arbeiten rund 500 Beschäftigte und produzieren elektrische Antriebslösungen für Elektromotoren und Generatoren. Die Firma gehört zur italienischen ZAPI-Group mit Sitz in der Nähe von Bologna und fährt seit Jahren hohe Gewinne ein.

Zweite Streikwoche bei Schabmüller