15. Februar 2021
Metall- und Elektroindustrie
Horn: „Die Arbeitgeber wollen die Corona-Krise ausnutzen, um die Tarifstandards zu verschlechtern“
Vbm stellt Weihnachts- und Urlaubsgeld zur Disposition und will automatische Abweichungen vom Tarifvertrag – Horn: "Unsere Forderungen passen zur wirtschaftlichen Lage und eignen sich, den industriellen Wandel gemeinsam zu gestalten.

In der dritten Tarifverhandlung für die Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat der Arbeitgeberverband vbm heute ein unzureichendes Angebot vorgelegt. "Jetzt wird ihr Ziel klar: Die Arbeitgeber wollen die Corona-Krise ausnutzen, um die Tarifstandards zu verschlechtern", sagt Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern.

Konkret wollen die Arbeitgeber automatische Abweichungen vom Tarifvertrag, wenn Betriebe bestimmte Kennzahlen erreichen. Bisher verhandeln IG Metall und vbm jeweils über solche Abweichungen. Ist ein Betrieb tatsächlich in Not, stimmt die IG Metall einem entsprechenden Ergänzungstarifvertrag zu. Horn: "So haben wir schon viele Betriebe gerettet. Das wissen auch die Arbeitgeber. Ihnen geht es um etwas Anderes. Sie wollen nicht mehr mit uns verhandeln müssen, sie wollen die IG Metall aus den Betrieben drängen."

Arbeitgeber begehren automatische Abweichung

Außerdem wollen die Arbeitgeber tarifvertragliche Regelungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld zur Disposition stellen. Horn: "Diese von der IG Metall und den Beschäftigten zum Teil durch Streiks erkämpften Rechte wollen die Arbeitgeber durch betriebliche Regelungen aufs Spiel setzen. Die Arbeitgeber wissen, dass die Betriebsräte diesem Druck nicht standhalten können, wenn ihnen mit Arbeitsplatzabbau gedroht wird."

Horn verweist beim Thema automatische Differenzierung auf die Argumentation der Arbeitgeber: "Angeblich bräuchten die Betriebe die automatische Abweichung wegen der Krise. Sie bieten eine Lohnerhöhung aber erst fürs zweite Halbjahr 2022 an. Sie wollen die automatische Abweichung also auch in guten Zeiten. Das hat nichts mit Krisenbewältigung zu tun."

Beschäftigungssicherung einrichten

Die IG Metall hingegen will in dieser Tarifrunde die Kaufkraft stärken, Beschäftigung sichern und die Zukunft gestalten. Dafür fordert die IG Metall bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ein Volumen von vier Prozent, das in Betrieben, die die Arbeitszeit zur Beschäftigungssicherung senken, für einen teilweisen Entgeltausgleich verwendet werden soll, um die Einkommenseinbußen der Beschäftigten abzufedern.

Außerdem fordert die IG Metall einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunfts-Tarifverträge. Damit sollen auf betrieblicher Ebene Investitionen und Produktperspektiven für Standorte, Qualifizierungspläne und der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen vereinbart werden. Eine weitere Forderung ist die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten sowie vergleichbare Regelungen für dual Studierende.

Arbeitgeber provozieren

Horn: "Unsere Forderungen passen zur wirtschaftlichen Lage in der Metall- und Elektroindustrie und eignen sich, den industriellen Wandel gemeinsam zu gestalten. Die Arbeitgeber müssen sich für unsere Forderungen öffnen und ihre Attacke auf die Tarifverträge vom Tisch nehmen. Ansonsten provozieren sie eine entsprechende Reaktion. Die IG Metall ist arbeitskampffähig, auch unter Pandemiebedingungen. Wenn der vbm nicht auf einen Kurs der Vernunft umschwenkt, werden wir nach Ablauf der Friedenspflicht ab dem 2. März mit Warnstreiks beginnen."

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