26. Februar 2021
Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie
Arbeitgeber verweigern Lösungssuche und greifen weiter Tarifstandards an
Horn nach vierter Tarifverhandlung M+E: „Wir wollen Beschäftigungssicherung und Kaufkraftstärkung fair verbinden. Arbeitgeber provozieren Widerstand der Beschäftigten.“ – IG Metall läutet am 1. März mit bundesweitem Aktionstag Ende der Friedenspflicht ein und startet am 2. März mit Warnstreiks

In der vierten Tarifverhandlung für die Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat der Arbeitgeberverband vbm heute eine ernsthafte Lösungssuche verweigert. Stattdessen setzt der vbm seine Angriffe auf Tarifstandards fort und will für 2021 weiter eine Nullrunde.

Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagt: "Wir wollen Beschäftigungssicherung und Kaufkraftstärkung fair miteinander verbinden. Doch die Arbeitgeber beharren auf ihrer Gegenforderung nach automatischen Abweichungen vom Tarifvertrag. Außer unbestimmten Optionsmechanismen zu Zukunfts-Tarifverträgen und Beschäftigungssicherung haben wir von ihnen nichts gehört. Außerdem versuchen sie weiterhin, Teile des hart erkämpften Weihnachts- und Urlaubsgeldes aus den Tarifverträgen herauszulösen. Wesentliche Einkommensbestandteile je nach betrieblicher wirtschaftlicher Lage variabel zu gestalten, kommt für uns nicht in Frage. Damit provozieren sie den Widerstand der Beschäftigten und Warnstreiks ab der kommenden Woche."

Umverteilung der Gewinne an Beschäftigte

In der Verhandlung hat die IG Metall noch einmal ausführlich die wirtschaftliche Lage in der Metall- und Elektroindustrie dargelegt. Die Branchen entwickeln sich positiver als vor wenigen Monaten erwartet. Viele Betriebe fahren wieder Volllast, oft gibt es wieder Mehrarbeit und Zusatzschichten. Auch der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex belegt, dass vor allem das verarbeitende Gewerbe optimistisch in die Zukunft blickt. Horn: "Die Realität in den Betrieben zeigt: Es gibt viel Arbeit, es gibt Gewinne, es gibt etwas zu verteilen. Die Beschäftigten mussten 2020 große finanzielle Einbußen verkraften. Jetzt müssen die Unternehmen den Menschen etwas zurückgeben und sie an der wirtschaftlichen Erholung beteiligen."

Die IG Metall fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ein Entgeltvolumen von vier Prozent. In Betrieben, die zur Beschäftigungssicherung die Arbeitszeit senken, soll dieses Volumen für einen teilweisen Entgeltausgleich verwendet werden, um die Einkommenseinbußen der Beschäftigten abzufedern. "Unsere Forderung ist also bereits differenziert und fair. Die Beschäftigten bringen zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze dieses Volumen ein. Die Arbeitgeber aber wollen nichts einbringen, sondern den Beschäftigten auch noch Teile ihres Weihnachts- und Urlaubsgeldes streitig machen", so Horn.

Arbeitgeber zeigen keine Lösungsbereitschaft

Außerdem fordert die IG Metall einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunfts-Tarifverträge. Damit sollen auf betrieblicher Ebene Investitionen und Produktperspektiven für Standorte, Qualifizierungspläne und der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen vereinbart werden. Eine weitere Forderung ist die unbefristete Übernahme aller Ausgebildeten. Eine vergleichbare Regelung wird für dual Studierende angestrebt. Auch zu diesen beiden Forderungen haben die Arbeitgeber keinerlei Lösungsbereitschaft erkennen lassen.

Horn stellt fest: "Es ist keinerlei Annäherung zu sehen. Wir haben die Gespräche nun unterbrochen. Zu gegebener Zeit werden wir auf Büroebene weitere Gesprächstermine suchen."

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