„Wir können jammern oder kämpfen“, sagte Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott und betonte: „Wir werden kämpfen!“ Die großen wirtschaftlichen Herausforderungen sorgten auf der Bezirkskonferenz der IG Metall Bayern in Ingolstadt für viel Gesprächsstoff und Diskussionen. Ott nahm die Unternehmen in die Pflicht. Auch sie müssten aufhören zu jammern. Was es bräuchte, sei ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland. Und endlich zukunftsfähige Investitionen. Er kündigte an: „Wir geben keinen einzigen Arbeitsplatz kampflos her!“
Wie kampfstark die Metaller*innen sind, zeigte auf der Konferenz auch ein Blick in die Geschichte. Vor genau 30 Jahren haben sie mit einem „Bayern-Streik“ die 35-Stunden-Woche erkämpft. Zeitzeugen berichteten in einem Film von dieser harten Auseinandersetzung, aber auch von der großen Solidarität unter den Beschäftigten und in der Bevölkerung. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, wie wichtig diese Solidarität auch heute ist. Gerade auch mit Blick auf drohenden Beschäftigungsabbau. Mit auf dem Podium: Karola Frank, Vertrauenskörperleiterin bei Audi Ingolstadt und ehrenamtliches Vorstandsmitglied der IG Metall, Sibylle Wankel, Erste Bevollmächtigte der IG Metall München und ehrenamtliches Vorstandsmitglied der IG Metall, Peter Urlaub, Betriebsratsvorsitzender der Gießerei von Bosch Rexroth in Lohr und Erwin Helmer, Betriebsseelsorger der Diözese Augsburg. Ein Aspekt, der von allen Gesprächsteilnehmenden als wichtig erkannt wurde: Die IG Metall müsse an den politischen Themen dranbleiben. „Wir müssen die Politik stellen“, betonte Sibylle Wankel. Beim Thema Strompreis etwa, aber auch beim Thema soziale Gerechtigkeit.
„Die Politik nimmt uns und unsere Themen ernst“, erklärte Horst Ott. Das habe auch mit dem Engagement der Metaller*innen vor Ort zu tun – sei es in den Betrieben oder in den Geschäftsstellen. „Der Druck, den ihr macht, wird gehört“, sagte er. In seinem Grußwort zu Beginn der Konferenz, bestätigte das auch Ministerpräsident Markus Söder. „Ich schätze den Dialog mit der IG Metall und will diesen konstruktiven Dialog fortsetzen“, sagte er. In der Staatskanzlei sei alles auf scharf gestellt, man setze sich massiv dafür ein, Arbeitsplätze zu erhalten.
Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung enthalte zentrale Forderungen der IG Metall, sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall. Er kritisierte aber auch scharf, wie die Arbeitgeber versuchten Stimmung zu machen und soziale Errungenschaften unter Beschuss zu nehmen. „Die ewige Leier zum Beispiel, dass wir in Deutschland zu wenig arbeiten, ist mit Zahlen nicht zu belegen“, betonte er. Das Gegenteil sei der Fall: „Die Erwerbsbeteiligung ist so hoch wie nie zuvor. Und im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt 1,2 Milliarden Überstunden geleistet, davon waren 683 Millionen unbezahlt.“ Kerner erteilte den Plänen der Politik, die tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden aufzuweichen, eine klare Absage.
Auch Kabarettist Christian Springer kritisierte mit deutlichen Worten in seiner geistreichen und humorigen Einlage „Nicht egal! Haltung zeigen in bewegten Zeiten“, dass Parolen mehr geglaubt werde als echten Zahlen. Zum Beispiel beim Thema Bürgergeld. Derjenige, der dem Staat am meisten schade, sei nicht der Bürgergeldempfänger, sondern mit über 100 Milliarden Euro Steuerhinterziehung jährlich die Superverdiener, betonte Springer und brachte es auf den Punkt: „Ein Staat ist noch nie untergegangen, weil er sich um seine Bedürftigen oder Geflüchtete gekümmert hat.“
Für sein herausragendes Engagement für die Gewerkschaftsbewegung hat Norbert Lenhard auf der Bezirkskonferenz von Bayerns DGB-Vorsitzendem Bernhard Stiedl die Hans-Böckler-Medaille erhalten. Der 68-Jährige war 44 Jahre lang bei FAG, später Schaeffler in Schweinfurt beschäftigt, 33 Jahre lang Betriebsrat, davon 18 Jahre Betriebsratsvorsitzender, Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Schweinfurt. Konflikte habe er nie gescheut, sagte Stiedl in seiner Laudatio. Lenhard habe sie immer mit Weitsicht, Klarheit und Hartnäckigkeit geführt. Etwa bei der Durchsetzung „einer wegweisenden Zukunftsvereinbarung“ bei Schaeffler oder auch beim Kampf um eine moderne Ausbildungswerkstatt in Schweinfurt. Und auch das gesellschaftliche Engagement Lenhards in der „Initiative gegen das Vergessen“ hob Stiedl hervor. Lenhard selbst betonte, all das ginge nur, wenn viele mitmachten. Und er betonte: „Ohne die Gewerkschaft, ohne die IG Metall, wäre ich nicht, was ich bin. Meine Botschaft an die Jugend: Bildet euch, entwickelt eure Persönlichkeit.“
Die Delegierten der Bezirkskonferenz haben auch zwei neue Kolleg*innen aus Bayern in den Beirat der IG Metall entsandt, das höchste Entscheidungsgremium zwischen den Gewerkschaftstagen: Ferdije Rrecaj, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Augsburg, und Cengiz Ünsal, Betriebsrat bei BMW München.