Was für ein deutliches Zeichen! 1400 Beschäftigte beteiligten sich lautstark an den Warnstreiks und Aktionen der Schreib- und Zeichengeräteindustrie. Ob an den Standorten von Faber-Castell, Schwan-Stabilo oder Lyra: Die Beschäftigten machten ihrer Wut über das miese Angebot der Arbeitgeber bei der 1. Verhandlung in Nürnberg Luft.
Die IG Metall fordert mehr Geld im Gesamtvolumen von 7,6 Prozent: eine kräftige Tabellenerhöhung samt einer jährlich wiederkehrenden Einmalzahlung von 13 %, die wahlweise in 3 freie Tage umgewandelt werden kann.
Das haben die Arbeitgeber in der ersten Verhandlung bislang angeboten: 2 Prozent mehr Geld ab Januar 2023, ab Januar 2024 noch mal 1,5 Prozent mehr. Plus einen Inflationsbonus in Höhe von 10 Prozent eines Monatsgehalts – maximal jedoch 450 Euro, den es jeweils im Dezember 2022 und 2023 geben soll. Diesen Billig-Tarif wollen sie für zwei Jahre festschreiben. Das würde angesichts der hohen Inflation massive Reallohnverluste für die Beschäftigten bedeuten.
Das deutliche Warnsignal der Beschäftigten an die Arbeitgeber: Bewegt Euch! Denn wir sind kampfbereit!
„Die Kollegen haben gezeigt, dass sie hinter der IG Metall stehen“, erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Michael Pfeiffer. „Wir erwarten jetzt ein verbessertes Angebot von den Arbeitgebern.“
„Wir brauchen einen Tarifabschluss, der unsere Kolleginnen und Kollegen entlastet“, fordert Bernd Hager, Betriebsratsvorsitzender von Faber-Castell in Stein bei Nürnberg, der auch Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission ist. „Die Arbeitgeber sollen endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.“
Fest steht: Die Unternehmen können sich das leisten. Sie haben ihre Verkaufspreise bereits erhöht. Und das Geschäft brummt.
„Wir müssen sogar Aufträge ablehnen, weil wir voll ausgelastet sind“, berichtet Anna Engel, Betriebsrätin bei Schwan-Stabilo in Heroldsberg und Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission. Die Produktion stand dort am Mittwochmittag schichtübergreifend anderthalb Stunden.
Auch bei Faber-Castell läuft es. Der Stiftehersteller vermeldet ein Umsatzplus von 15,6 Prozent für das Geschäftsjahr 2021/22. Für die Beschäftigten ist das Arbeitgeberangebot daher ein „Schlag ins Gesicht“, meint Kai Würth, Betriebsrat bei Faber-Castell in Stein. Dort stand die Produktion am Dienstag für mehr als eine Stunde. Sollte von den Arbeitgebern da nicht mehr kommen, „dann sind wir auch bereit, vier oder fünf Stunden rauszugehen, damit es auch wirklich wehtut“.