„Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss beschleunigt werden“, fordert Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Johann Horn. Eine Forderung, die auf der gemeinsamen Energiekonferenz der IG Metall Bayern,des VDI Landesverbands Bayern und des VDI Bezirksvereins München, Ober- und Niederbayern von allen Seiten geteilt wurde. Unter dem Motto „Zukunft – aber wie? Kommt der Strom auch morgen noch aus der Steckdose“ trafen sich am 18. Juli in München Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Betrieben, um Herausforderungen, Ideen und Chancen für die Energieversorgung der Zukunft auszuloten. In Fachforen und auf dem Podium wurden technische Innovationen vorgestellt – und es wurde mitunter heiß darüber diskutiert, wo wir in Sachen Energiewende stehen. Und wie Klimaneutralität zu erreichen ist.
„Der Ausbau der erneuerbaren Energien spielt aber nicht nur beim Erreichen der Klimaziele und bei der Versorgungssicherheit eine Schlüsselrolle“, betonte Horn auf der Konferenz, „sondern auch für die Zukunft des Industriestandortes Deutschland.“ Schließlich rücke das Angebot regenerativ erzeugter Energie bei der Standortwahl von Unternehmen immer weiter in den Mittelpunkt. „Sie gehen dahin, wo sie mit grüner Energie versorgt werden. Werden sie das nicht bei uns, wandern sie ab. Und nehmen die Arbeitsplätze mit“, so Horn. Außerdem berge die Energiewende große Chancen für Innovationen und viele neue Produkte. „Auch das wird Beschäftigung sichern“, erklärte er und betonte: „Die IG Metall wird diesen Veränderungsprozess begleiten. Wir werden Treiber dieses Prozesses sein!“
IG Metall-Bezirksleiter Johann Horn und Christoph Huß, Vorsitzender des Landesverbands des VDI.
Wie wichtig der Blick auf die Sicherung von Beschäftigung ist, betonte auch Christoph Huß, Vorsitzender des bayerischen Landesverbands VDI – Verein Deutscher Ingenieure. „Wir müssen die technologische mit der gesellschaftspolitischen Fragestellung in Zusammenhang bringen“, sagte er. „Damit wir die gesellschaftliche Akzeptanz bei der Energiewende hinbekommen.“ Der VDI leiste hier einen wichtigen Beitrag. „Wir sorgen als Innovationstreiber für Netzwerke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.“
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden – so das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel. Ein äußerst ehrgeiziges Ziel. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch sei in 20 Jahren zwar von vier auf 50 Prozent gestiegen und die Treibhausgase seien um 40 Prozent reduziert worden, erklärte Philipp Heilmeier von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in seinem Impulsreferat. „Doch was wir hier insgesamt sehen, ist keine Energiewende, sondern eine Stromwende.“ Noch große Baustellen seien der Verkehrs- und der Gebäudesektor. „Hier hinken wir der Entwicklung hinterher.“
Wilhelm Kuckshinrichs vom Forschungszentrum Jülich betonte: „Wir haben kein Technikproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“ Sein Institut untersucht aktuell in einer Studie den Einfluss der Energiewende auf Beschäftigungsverhältnisse. Und er erklärte: „Wir kriegen das hin, wenn wir bestimmte Maßnahmen und Technologien einbringen.“ Vor allem in den Sektoren, die durch zusätzliche Investitionen profitieren, seien klare Effekte zu erwarten. Positive Effekte hin zu einem Beschäftigungswachstum. Die Voraussetzung: „Deutschland produziert weiterhin den Großteil seiner Güter selbst“, so Kuckshinrichs in seinem Vortrag. „Die Wertschöpfung muss bei uns stattfinden.“
Wie wichtig für eine erfolgreiche Energiewende aber auch die Beschäftigten selbst sind, wurde auf der Podiumsdiskussion deutlich. Denn dort diskutierten Thorsten Dietz von der TenneT TSO GmbH, Christoph Huß vom VDI, Bernhard Langhammer vom Chemiepark Gendorf, Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Beate Rohrig, bayerische Bezirksleiterin der IGBCE und Katharina Schulze, Fraktionschefin der Grünen im Bayerischen Landtag, nicht nur über die wichtigsten politischen Stellschrauben für den Ausbau der Erneuerbaren und Defizite in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Auch der Fachkräftemangel und die Frage, wie ihm entgegengewirkt werden könne, nahm dort einen großen Raum ein.
Ein Schlüssel sind hier Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen – darin waren sich die Podiumsteilnehmer*innen einig. Eine Qualifizierungsoffensive fordert auch die IG Metall, um in der Transformation Arbeitsplätze zu sichern. Ebenso eine Beteiligung der Beschäftigten am Wandel. Johann Horn betonte auf der Energiekonferenz: „Wir wollen eine Industrie, die unsere Lebensgrundlagen nicht zerstört, sondern bewahrt. Wir wollen den ökologischen Wandel. Der ökologische Wandel gelingt uns aber nur, wenn er auch sozial und demokratisch ist.“