17. April 2024
Tarifkonflikt
IG Metall-Mitglieder entscheiden über unbefristeten Streik bei Schabmüller in der Oberpfalz
Vorstand der IG Metall beschließt Urabstimmung – Unternehmen verweigert Tarifvertrag – Streik könnte schon kommende Woche beginnen.

Im Kampf um einen Tarifvertrag bei der oberpfälzischen Firma Schabmüller in Berching entscheiden die dortigen IG Metall-Mitglieder in einer Urabstimmung über die Durchführung eines unbefristeten Streiks. Das hat der Vorstand der IG Metall in Frankfurt gestern auf Antrag der IG Metall-Geschäftsstelle Regensburg beschlossen. Die Urabstimmung findet bereits in dieser Woche am Donnerstag und Freitag statt. Der Streik könnte dann in der kommenden Woche beginnen.

Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagt: „Die Beschäftigten bei Schabmüller wollen einfach nur eine faire Bezahlung und Arbeitszeiten nach Tarifvertrag. Dass der Arbeitgeber ihnen das verweigert, bringt sie völlig zu Recht auf die Palme. Die Entschlossenheit der Belegschaft ist groß, ein Streik würde für die brummende Firma sehr teuer werden.“

Vor rund 20 Jahren ist Schabmüller aus dem Arbeitgeberverband und damit aus dem Flächentarifvertrag ausgetreten. Seitdem erhalten die Beschäftigten im Vergleich weniger Entgelt und müssen länger arbeiten. Der Entgeltabstand zum Flächentarifvertrag beträgt bis zu 20 Prozent. Nun fordert die IG Metall eine Rückkehr zum Flächentarif. Dafür haben im Frühjahr bereits vier Verhandlungen und vier Warnstreiks stattgefunden. Erst in der vergangenen Woche haben IG Metall und Beschäftigte die Firma mit einem 24-stündigen Warnstreik einen kompletten Tag lahmgelegt und so ihre Kampfkraft unter Beweis gestellt.

In Berching arbeiten bei Schabmüller rund 500 Beschäftigte und produzieren elektrische Antriebslösungen für Elektromotoren und Generatoren. Die Firma gehört zur italienischen ZAPI-Group mit Sitz in der Nähe von Bologna.

Schabmüller geht es wirtschaftlich hervorragend

Die IG Metall-Verhandlungsführerin und Zweite Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Regensburg Olga Redda stellt fest: „Die Firma fertigt Zukunftsprodukte und ist wirtschaftlich in hervorragender Verfassung. Es ist unverschämt, die Beschäftigten daran nicht teilhaben zu lassen.“ Bisher hat die Geschäftsführung lediglich angeboten, in Zukunft alle Tariferhöhungen zu übernehmen. Doch damit würde die eklatante Differenz zum Flächentarifvertrag sogar dauerhaft festgeschrieben.

„Das ist völlig indiskutabel“, macht Redda klar. Gleichzeitig öffnet sie der Geschäftsführung noch einmal die Tür: „Wir haben dem Arbeitgeber zwei weitere Verhandlungstermine angeboten. Denn wir wollen eine gute Lösung für die Beschäftigten erreichen. Doch wenn die Firma weiter auf Zeit spielt, werden wir dauerhaft streiken.“

Der unbefristete Streik ist das schärfste Mittel des Streikrechts, zu dem die IG Metall nur sehr selten greift. Zuletzt war das in Bayern im Jahr 2020 beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen der Fall.


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