7. Februar 2023
Jahrespressekonferenz
IG Metall erwartet von Staatsregierung mehr Unterstützung beim Umbau der Industrie
Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Horn schlägt Transformationsfonds in Milliardenhöhe für kleine und mittelständische Unternehmen vor – Tariferfolge wirken: 22.000 neue Mitglieder

Die IG Metall Bayern wird die politischen Parteien im Jahr der Landtagswahl mit konkreten Forderungen zum sozial-ökologischen Wandel der Industrie in Bayern konfrontieren. „Wir erwarten von der künftigen Landesregierung deutlich mehr politische Unterstützung beim notwendigen Umbau der Industrie“, sagte Bezirksleiter Johann Horn am heutigen Dienstag bei der Jahrespressekonferenz der IG Metall Bayern. „Zentrales Ziel muss der Aufbau neuer Wertschöpfung und damit die Sicherung von Beschäftigung sein.“

Dazu schlägt die IG Metall einen bayerischen Transformationsfonds in Milliardenhöhe vor, um insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Produkte und Produktionsprozesse zu fördern. Diese Fördergelder müssen an nachhaltige Kriterien geknüpft werden: verpflichtende Zusagen zur Sicherung von Standorten und Beschäftigung, Tarifbindung, Mitbestimmung von Betriebsräten. „So verhindern wir, dass Unternehmen Fördergelder abgreifen und trotzdem Standorte verlagern. Damit wird der Wandel sozial und die Akzeptanz der Beschäftigten finden“, erläutert Horn.

Transformationsbeauftragter notwendig

Große Erwartungen setzt die IG Metall auch in die regionalen Transformationsnetzwerke zur Gestaltung des Wandels der Auto- und Zulieferindustrie, die jetzt in vier bayerischen Regionen Fahrt aufnehmen: in der Metropolregion Nürnberg, in Ingolstadt, Regensburg und Mainfranken. Das Besondere dabei: Es handelt sich um ein von der IG Metall initiiertes gemeinsames Projekt mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und dem bayerischen Wirtschaftsministerium, das vom Bundeswirtschaftsministerium in zweistelliger Millionenhöhe gefördert wird. Horn: „Durch diese besondere Partnerschaft ist eine konstruktive Zusammenarbeit von Unternehmen und Betriebsräten sowie IG Metall gewährleistet.“

Ganz konkret sollen die regionalen Wirtschaftsstrukturen und Entwicklungsperspektiven analysiert, Qualifizierungskonzepte entwickelt und ein Wissensaustausch organisiert werden – auch zwischen den Akteuren aus den beteiligten Betrieben. Horn unterstreicht: „Die regionalen Transformationsnetzwerke sind das zentrale Instrument zur konkreten Unterstützung des Wandels vor Ort. Allerdings sollte sich die Staatsregierung dort noch stärker engagieren und einen eigenen Beauftragten zur Koordination des Gesamtprojekts einsetzen. Die Staatsregierung behandelt das Thema noch etwas stiefmütterlich.“

Starke Aufholjagd bei den Mitgliederzahlen

Mit Blick auf die erfolgreiche Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie und die erreichten Entlastungen für Beschäftigte bei den Energiekosten durch die Politik stellt Horn fest: „Wir haben auch 2022 bewiesen: Die IG Metall ist für ihre Mitglieder ein Garant für Stabilität und Sicherheit.“ Das gelte es auch in den Tarifrunden 2023 zu zeigen, etwa in der Textil- und Bekleidungsindustrie und im KFZ-Handwerk. „Auch in diesen Branchen brauchen die Beschäftigten dringend mehr Geld, um ihre gestiegenen Lebenshaltungskosten zu meistern. Dafür werden wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern in den Betrieben in diesen Tarifrunden mächtig Druck machen“, kündigt Horn an.

Die Tariferfolge und das Ende der Corona-Beschränkungen in den Betrieben machen sich auch in der Mitgliederentwicklung bemerkbar. Mit über 22.000 neuen Mitgliedern hat die IG Metall in Bayern in 2022 fast 5.000 mehr neue Mitglieder aufgenommen als im Vorjahr und so viele wie seit 2018 nicht mehr. Die Zahl der Mitglieder in den Betrieben (+0,2 Prozent) ist ebenso gestiegen wie die Mitgliederzahl bei den Angestellten (+2,5 Prozent). „Das zeigt die Attraktivität der IG Metall auch für Angestellte“, kommentiert Horn. Vor allem durch die Zahl der Sterbefälle ist die Gesamtmitgliederzahl leicht um 0,6 Prozent auf rund 363.500 zurückgegangen. Horn: „Im zweiten Halbjahr gab es eine starke Aufholjagd bei den Mitgliederzahlen. Die Mitgliederdelle durch die Corona-Pandemie scheint also gestoppt.“


Link zum Artikel