Nach dem "Homeoffice-Gipfel" mit Ministerpräsident Söder, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften mahnt der bayerische IG Metall-Chef Johann Horn mehr Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit beim Gesundheitsschutz für Beschäftigte in der Corona-Pandemie an: "Es ist definitiv noch mehr Homeoffice möglich. In der Produktion werden die Pandemiebestimmungen inzwischen von manchen laxer gehandhabt, vor allem wo es keine Mitbestimmung, keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Alle Arbeitgeber müssen jetzt den Ernst der Lage erkennen und die Schutzmaßnahmen optimieren, sonst gefährden sie die Gesundheit der Beschäftigten. Gesundheit geht vor Profit."
Viele Betriebe der Metall- und Elektroindustrie laufen inzwischen wieder unter Volllast, die Auftragsbestände sind oft höher als vor der Pandemie. Horn sagt: "Jetzt wollen viele Betriebe verloren gegangenes Geschäft nachholen. Dort wo die Auftragsbücher wieder voll sind, sind alle Beschäftigten in der Produktion da und arbeiten unter besonderen Belastungen, auch in Zusatzschichten. Da ist es eine Herausforderung, auf Abstände und andere Schutzmaßnahmen zu achten, die jeder Betrieb annehmen muss. Um die Inzidenzzahlen wirklich nach unten zu bekommen, die Pandemie zu brechen, gleichzeitig unsere Ökonomie am Laufen zu halten und Arbeitsplätze zu sichern, müssen konsequent die geltenden Arbeitsschutzbedingungen eingehalten werden."
Horn fordert die Bayerische Staatsregierung auf, die Einhaltung der Pandemiebestimmungen in den Betrieben systematisch zu kontrollieren: "Das Thema ist zu wichtig, um allein auf die Einsicht aller Arbeitgeber zu vertrauen. Die Schutzmaßnahmen in den Betrieben müssen kontrolliert werden. Wir brauchen auch mehr Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte, damit sie die Ausstattung der Beschäftigten mit Schutzausrüstung und die Umgestaltung von Arbeitsplätzen besser einfordern können."
Zum Ergebnis des "Homeoffice-Gipfels" sagt Horn: "Wir haben jetzt nochmal gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband versucht, die Unternehmen mit einem Appell zu mehr Homeoffice zu bewegen. Wenn das nicht fruchtet, müssen verbindliche Regeln her. Dann brauchen wir sofort einen Anspruch auf Homeoffice für alle Beschäftigten, bei denen das möglich ist und die das wollen. Da erwarte ich von der Politik dann Durchsetzungskraft."
Eine Befragung der IG Metall von 50.000 Beschäftigten in Bayern von Ende September bis Mitte November hat Defizite beim Pandemieschutz offenbart. 25 Prozent der Befragten sind in ihrem Betrieb mit der Umgestaltung von Arbeitsplätzen zum Pandemieschutz unzufrieden. Mit der Bereitstellung von Schutzausrüstung durch ihre Arbeitgeber sind 21 Prozent unzufrieden.