1. Oktober 2025
Stellenabbau
Bosch: Sorgen an bayerischen Standorten vor Folgen der Abbaupläne
IG Metall-Bezirksleiter Ott: „Dieser Kulturbruch lässt uns befürchten, dass weitere Abbaupläne folgen könnten.“ Ott: „Die Beschäftigten der Bosch-Standorte stehen zusammen und bereiten sich auf Auseinandersetzungen um ihre Arbeitsplätze vor.“

Nach dem in der Vorwoche von Bosch verkündeten Abbau von 13.000 Stellen an deutschen Standorten wächst an den bayerischen Bosch-Standorten die Sorge, dass das noch nicht das Ende der Abbaupläne des Konzerns ist. Bosch hatte angekündigt, in Immenstadt 650 Stellen zu streichen. Die weiteren bayerischen Standorte in Bamberg, Ansbach und Nürnberg sind von den verkündeten Maßnahmen nach unseren Informationen nicht betroffen. Jetzt haben die Betriebsräte die über 14.000 Beschäftigten der bayerischen Bosch-Standorte über die Abbaupläne und mögliche Folgen informiert.

Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott sagt: „Die Solidarität der bayerischen Bosch-Beschäftigten mit den Kolleginnen und Kollegen an allen Standorten ist sehr groß. Genauso wie die Enttäuschung und der Schock, dass Bosch die bisherige Kultur der Sozialpartnerschaft faktisch aufgekündigt hat. Der Konzern bricht mit seiner Kultur und verkündet einseitig einen Kahlschlag. Damit geht Bosch bewusst in den Konflikt. Dieser Weg ist falsch und gefährlich. Stattdessen muss Bosch gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, auch für die bayerischen Standorte. Doch dieser Kulturbruch lässt uns befürchten, dass weitere Abbaupläne folgen könnten, von denen auch die bayerischen Standorte noch stärker betroffen sein könnten. Deshalb senden wir schon jetzt das Signal: Die Beschäftigten der Bosch-Standorte stehen zusammen und bereiten sich auf Auseinandersetzungen um ihre Arbeitsplätze vor.“

In Immenstadt haben heute IG Metall und Betriebsrat die Bosch-Beschäftigten nochmal über die Folgen der Abbaupläne informiert. Von den 4200 Stellen will Bosch 650 abbauen. Die erste Bevollmächtigte der IG Metall Allgäu Jasmin Steinert sagt: „Die angekündigten Stellenstreichungen sind für viele Beschäftigte eine Schockbotschaft. Sie haben das Unternehmen durch ihr Engagement und ihre Verlässlichkeit getragen – und verdienen jetzt keine Stellenstreichungen, sondern Sicherheit und Zukunftsperspektiven. Zusammenhalt ist jetzt wichtiger denn je. Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz.“

In Bamberg hat der Betriebsrat heute die Belegschaft in einer zusätzlichen Betriebsversammlung über das bundesweite Abbauprogramm informiert. „Auch wenn Bamberg von den jetzt verkündeten Maßnahmen nicht direkt betroffen ist, wachsen dadurch unsere Zukunftssorgen. Denn diese Ankündigung von Bosch markiert einen historischen Bruch: Der größte Autozulieferer der Welt verkündet den größten Arbeitsplatzabbau seiner Geschichte. Die Folgen für den Industriestandort insgesamt und damit für unseren Wohlstand, den sozialen Frieden und unsere Demokratie sind noch nicht abzusehen“, ordnet der Betriebsratsvorsitzende Mario Gutmann ein. Bei Bosch in Bamberg arbeiten derzeit 6000 Beschäftigte, 2018 waren es noch 7300. „Es ist ein Sterben auf Raten“, sagt Gutmann.

In Ansbach machen sich der Betriebsrat und die 2300 Beschäftigten Sorgen um die Auswirkungen des angekündigten Stellenabbaus auf den gesamten Geschäftsbereich und damit auch um den Standort Ansbach. Jan Körper, erster Bevollmächtigter der IG Metall Westmittelfranken, sagt: „Die Belegschaft befindet sich in einem ungläubigen Schockzustand, weil Bosch die Kultur der Sozialpartnerschaft aufgekündigt hat. Bosch gibt jetzt Entwicklung und Produktion nach China, die die Beschäftigten an den deutschen Standorten mit ihrer Innovationskraft entwickelt und aufgebaut haben. Wir werden gemeinsam um jeden Arbeitsplatz kämpfen, in Ansbach genauso wie in allen anderen Bosch-Werken.“

In Nürnberg produzieren 1650 Bosch-Beschäftigte Benzineinspritzpumpen. Die aktuelle Auslastung ist hervorragend, doch es fehlen bislang Perspektiven für Zukunftsprodukte. „Ende 2026 läuft die Vereinbarung zur Standortsicherung aus, und der Arbeitgeber will zurzeit keine Verhandlungen über eine Verlängerung aufnehmen. Es fühlt sich momentan an wie die Ruhe vor dem Sturm“, beschreibt Harald Dix von der IG Metall Nürnberg die Situation.


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