Deutlich mehr Geld und mehr Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld sind die bestimmenden Themen für die bayerischen Beschäftigten im Vorfeld der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung, an der sich in Bayern rund 66.000 Beschäftigte beteiligt haben. Diese Befragung nimmt die bayerische Tarifkommission als Grundlage für ihre Diskussion über die Forderungen für die Tarifrunde, die sie bei ihrer gestrigen Sitzung begonnen hat.
Für gut 70 Prozent der Befragten ist es besonders wichtig, mit einer Entgelterhöhung die gestiegenen Kosten auszugleichen und die Kaufkraft zu stärken. Mehr individuelle Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld sind für 80 Prozent der Befragten sehr wichtig oder wichtig. Insgesamt mehr Souveränität und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit bezeichnen sogar 86 Prozent der Befragten als sehr wichtig oder wichtig.
Horst Ott, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Bayern, sagt: „Damit zeichnet sich ab, dass die Themen Geld und Zeit im Mittelpunkt der Tarifrunde stehen dürften. Die Beschäftigten erwarten von den Arbeitgebern spürbar und dauerhaft mehr Geld gegen den Preisdruck und die erlittenen Kaufkraftverluste. Gleichzeitig wächst ihr Bedürfnis nach mehr Zeitsouveränität. Die Menschen wollen sich je nach Lebensphase für mehr Geld oder mehr Zeit entscheiden können.“
Große Solidarität zeigen die Befragten mit den Auszubildenden, die von den gestiegenen Lebenshaltungskosten besonders schwer getroffen sind. Rund 55 Prozent der Befragten wollen, dass die Ausbildungsvergütungen besonders stark erhöht werden. „Auch das werden wir in unserer Forderungsdiskussion berücksichtigen“, so Ott.
Bemerkenswert sind die Befragungsergebnisse zur ökonomischen Lage: Exakt die Hälfte der Befragten bewertet die wirtschaftliche Situation des eigenen Betriebs als sehr gut oder gut, während die wirtschaftliche Gesamtsituation im Land nur 20 Prozent als sehr gut oder gut einschätzen. Nur 18 Prozent bewerten die wirtschaftliche Situation des eigenen Betriebs als schlecht oder sehr schlecht.
Ott sagt dazu: „Die Beschäftigten wissen sehr gut, wie es ihrem Betrieb geht. Wenn sie viele Zusatzschichten fahren müssen, kann die Lage nicht so übel sein. Das allgemeine Wehklagen der Arbeitgeber ist jedenfalls deutlich überzogen. Gleichzeitig ist die große Metall- und Elektroindustrie so heterogen, dass wir die unterschiedlichen Lagen der Betriebe natürlich bei unserer Forderungserstellung berücksichtigen werden.“
Die bayerische Tarifkommission wird am 21. Juni zeitgleich mit den Tarifkommissionen der weiteren Tarifgebiete ihre Forderung beschließen. Die erste Tarifverhandlung in Bayern findet Mitte September statt. Die Entgelttarifverträge laufen zum 30. September aus, die Friedenspflicht endet am 28. Oktober.