Betriebsratswahlen 2026 Mitbestimmung wirkt!

Ob Weihnachtsgeld, transparente und faire Entgeltsysteme, bessere Arbeitsbedingungen oder Zukunftsperspektiven – Mitbestimmung macht den Unterschied. Betriebsrätinnen und Betriebsräte erzählen, was sie alles mit der IG Metall erreicht haben. Oder warum sie für den Betriebsrat neu kandidieren.

Verhandelten erfolgreich einen Haustarifvertrag für die Beschäftigten von Groeneveld-Beka in Pegnitz: die Betriebsräte Markus Pesahl, Frank Steffel, Elisabeth Müller und Stefan Winnerlein, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken (von links).

18. Dezember 2025 18. Dezember 2025


Früher war es ein Lotteriespiel: Gibt es Weihnachtsgeld – ja oder nein? Die Beschäftigten bei Groeneveld-Beka, Hersteller von automatischen Schmiersystemen, Schmierstoffen und Fluidmanagementsystemen, erfuhren oft erst Ende November, ob sie eine zusätzliche Zahlung erhalten. Seit 2025 ist das anders: Weihnachts- und Urlaubsgeld sind tariflich geregelt – und deutlich höher als zuvor. Grundlage dieser Verbesserung ist der Haustarifvertrag, den Betriebsrat und IG Metall gemeinsam durchgesetzt haben. Neben den tariflichen Zusatzleistungen wurde ein weiterer Meilenstein erreicht: das neue Entgeltrahmenabkommen (ERA). »Früher wusste niemand, warum er in welcher Gehaltsgruppe ist«, erklärt Markus Pesahl, Betriebsratsvorsitzender seit 2022. Heute sorgt ein transparentes und faires System für Klarheit. Ein Expertenteam überprüfte vorab 180 Aufgabenbeschreibungen des Arbeitgebers – die Einführung von ERA erfolgte im August 2025. 

Erfolg durch starke Mitbestimmung 

Das Ergebnis: Alle Beschäftigten profitieren auf lange Sicht von höheren Entgelten. »Die Verhandlungen waren anspruchsvoll und langwierig – aber wir haben sie erfolgreich geführt«, betont Elisabeth Müller, Betriebsrätin und Vertrauenskörperleiterin. Sie war wie Markus Pesahl in der IG Metall-Verhandlungskommission. 

Dieser Fortschritt war nur möglich, weil die Beschäftigten einen starken Betriebsrat haben. Im Jahr 2019 übernahm ein US-Investor den Betrieb in Pegnitz, die IG Metall war damals im Betriebsrat kaum vertreten. Das änderte sich mit der Betriebsratswahl 2022: Mit einer eigenen Liste und kreativen Aktionen – von Infoflyern über Videos, die via Whatsapp verteilt wurden – erreichten die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter die Mehrheit im Gremium. Heute sind 13 von 13 Betriebsratsmitgliedern Metallerinnen und Metaller.

 »Wir wollten mitreden und gestalten«, sagt Pesahl. Das ist gelungen – nicht nur mit dem neuen Haustarifvertrag. Betriebsvereinbarungen regeln Arbeitsbedingungen heute transparent und rechtssicher – ob mobiles Arbeiten oder Videoüberwachung. Willkür gehört auch bei Versetzungen der Vergangenheit an. Transparenz und Fairness sind die neuen Standards. 

Betriebsräte sind unverzichtbar 

Betriebsräte sind die demokratisch gewählte Interessenvertretung im Betrieb. Das Betriebsverfassungsgesetz gibt ihnen einklagbare Rechte: Mitbestimmung bei Arbeitszeiten, Schichtplänen, Pausen, Überstunden, Eingruppierungen und sogar bei Kündigungen. Studien zeigen: In Betrieben mit Betriebsrat sind die Löhne im Schnitt höher, die Arbeitsplätze sicherer und die Arbeitsbedingungen gesünder. Betriebsräte überwachen die Einhaltung von Gesetzen und Tarifverträgen, fördern Gleichstellung und Integration und setzen sich für Weiterbildung und Qualifizierung ein. Sie sind damit ein Garant für faire Arbeit und Zukunftsperspektiven. 


Karina Brückl

Von März bis Mai 2026 finden wieder Betriebsratswahlen statt. Alle Beschäftigten, die mindestens sechs Monate im Betrieb sind, dürfen wählen und kandidieren. Warum das wichtig ist, erklärt Karina Brückl, Quotation Coordinatorin bei Krones in Neutraubling: »Ohne Betriebsrat kannst Du vieles gar nicht umsetzen.« Sie kandidiert erstmals und bringt Erfahrung aus der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) mit. Zuletzt war die 26-Jährige deren Vorsitzende. Gemeinsam mit dem Betriebsrat konnte sie bereits Verbesserungen erreichen – etwa zwei 50-Euro-Gutscheine für Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr, die noch keinen Anspruch auf Weihnachtsgeld haben. 

Brückl sagt: »Unterstützung – dieses Wort beschreibt am besten, warum ich zum ersten Mal für den Betriebsrat kandidiere. Ich finde es wichtig, dass Beschäftigte im Betrieb Ansprechpersonen haben, die zuhören, einen ernst nehmen und Rückhalt geben. Gemeinsam mit einem starken Betriebsratsgremium möchte ich mich für ihre Interessen einsetzen und das Beste für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreichen.«


David Kunz (links) und Andreas Wolferseder, Betriebsräte bei Esterer WD in Altötting

Auch Mathias Müller, Industriemechaniker bei Kennametal in Mistelgau, tritt erstmals bei den Betriebsratswahlen an. »Viele Verbesserungen werden als selbstverständlich angesehen. Sie sind es aber nicht. Dahinter steckt harte Arbeit«, betont der 38-Jährige. Er ist beeindruckt vom Verhandlungsgeschick und Durchhaltevermögen der Betriebsratskolleginnen und -kollegen – zum Beispiel beim Thema der weggefallenen Pausenzuschläge in der Nachtschicht. Sein Ziel: Teil dieser »coolen und guten Truppe zu werden, die zu hundert Prozent hinter den Beschäftigten steht«.

Enge Zusammenarbeit mit IG Metall

Wie erfolgreich Mitbestimmung sein kann, zeigt auch das Beispiel Esterer WD in Altötting. Dort gilt ein Haustarifvertrag, und ab 2026 können die Beschäftigten wählen: fünf zusätzliche freie Tage oder 1000 Euro – das FROG-Modell (Freizeit oder Geld). »Ein Nachbarbetrieb hatte das Modell 2024 eingeführt – und wir wollten das auch«, erklärt Betriebs-rat Andreas Wolferseder. David Kunz, Vertrauenskörperleiter und Betriebsrat, ergänzt: »So etwas gelingt nur, wenn Gewerkschaf, Vertrauenskörper und Betriebsrat eng zusammenarbeiten.« Ziel für die nächsten Wochen: noch mehr Kolleginnen und Kollegen für die Betriebsratsarbeit gewinnen und zur Wahl motivieren.